Pressebericht WZ Düsseldorf


Maike spielt Golf ohne Golfplatz
von Agnes Absalon

Ein Siebener-Eisen und einige Bälle – mehr braucht Maike Dorhs nicht für diesen Sport.Düsseldorf. Plöp. Dieses Geräusch, wenn der Schläger den Ball trifft, hat Maike Dorhs vor drei Jahren mit einem Virus infiziert, dem Crossgolf-Virus. Sie stand am Rheinufer, den Schläger in der Hand und die Ratschläge ihres Crossgolf-erfahrenen Arbeitskollegen André Jeschke im Ohr, und drosch auf einen Golfball ein. „Am Anfang war das wirklich frustrierend“, erzählt Dorhs, „aber sobald du das erste Mal triffst, ist das ein riesiges Erfolgserlebnis. Das ,Plöp’ macht einfach süchtig.“

Crossgolf ist die etikettefreie Art des Golfens. „Es ist unkonventionell, unkompliziert und man kann es immer und überall machen – auch in der Gruppe“, sagt die 32-Jährige, die auch mal gerne beim Golfen die Pumps anlässt. Es gibt nur eine einzige Regel: „Safety first – Sicherheit geht vor“.

Deshalb werden die weißen, schweren Normalo-Golfbälle nur benutzt, wenn niemand in der Nähe ist, der getroffen werden könnte. Ansonsten gibt es spezielle, weiche Bälle. Wenn trotzdem etwas kaputt geht oder jemand verletzt wird, haftet der Crossgolfer selbstverständlich selbst dafür. „Aber ich kenne niemanden, dem das schon mal passiert ist“, sagt Dorhs.

Als Utensilien reichen ein Siebener-Eisen, einige Bälle und ein geeignetes Gelände. Mitten in der City zu golfen, ist nicht sehr ratsam, da das Verletzungsrisiko dabei sehr hoch ist. Ansonsten sind bei der Wahl des Abschlagplatzes der Phantasie keine Grenzen gesetzt.

Damit der sportliche Ehrgeiz nicht zu kurz kommt, wird ein Ziel vom Golfer festgelegt. Das kann ein Container, ein Mülleimer oder auch ein vergessenes Fahrrad sein, das irgendwo in der Gegend herumsteht. „Aber es ist auch schön, nur mal eine bestimmte Strecke entlang zu golfen“, sagt Maike Dorhs.

Seit drei Jahren hat sie immer ihre Schläger im Kofferraum dabei. Vorher war sie begeisterte Skateboardfahrerin, Surferin und Bungee-Jumperin. Eine Frau der Extreme eben. „Aber ich habe nach einer Sportart gesucht, die ich ohne viel Aufwand im Alltag praktizieren kann“, sagt sie.

Als sie das Tonhallenufer abschreitet, um ein paar Bälle in den Rhein zu pfeffern, erregt sie höchste Aufmerksamkeit. Der erste Schlag geht daneben. Typischer Vorführeffekt. Ein älterer Herr, der an ihr vorbei radelt, kann sich einen Kommentar nicht verkneifen: „Das müssen wir wohl nochmal üben, was?“ Solche Szenen kennt Dorhs. „Man erregt schon Aufmerksamkeit mit diesem Hobby“, sagt sie. „Golf umweht ja ein Hauch des Elitären – Crossgolf dagegen könnte ein Volkssport werden.“

Der zweite Schlag hingegen sitzt, der Ball fliegt 50 Meter weit und trifft einen Frachter, der den Rhein entlang schippert. Ein Grinsen macht sich auf Dorhs’ Gesicht breit. Die Magie des Plöp liegt wieder in der Luft.